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Eine Wanderung führte in ein neues Leben voller Stärke und Kraft...

CAMPUS CHRISTOPHORUS JUGENDWERK

Unsere Jakobsweg: Saint Jean Pied de Port bis Santiago de Compostella und Kap Finisterre
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INFOS

EINRICHTUNG
Campus Christophorus Jugendwerk - flexibele Hilfen

TEILNEHMERKREIS
1 Jugendlicher und 1 Betreuer (Individualmaßnahme)

DATUM
Juni/ Juli 2017

LAND
Spanien

STRECKE
Saint Jean Pied de Port – Santiago de Compostella und Kap Finisterre

KILOMETER
822 KM

FORTBEWEGUNGSART
zu Fuß

 

UNSER CREDO

Wenn das Ziel zum Anfang wird...
 
 
 

UNSERE ERFAHRUNG

Wenn das Ziel zum Anfang wird…

15 Jahre und schon am Ende? Den „Einstieg ins Leben“, den Schulabschluss verpasst, so lebte Carlos (Name geändert) zurückgezogen wie in einem „Schneckenhaus“. Er verbrachte seine Zeit in einer eigenen Welt der Illusionen, die mit dem wirklichen Leben, seinen Chancen der Teilhabe und seinen vielfältigen Möglichkeiten wenig zu tun hatten. Manchmal, wenn es „ganz eng“ wurde, verteidigte er diese Welt durchaus auch mit Wut.
Eine „rettende Idee“ kam mit dem Angebot seines Jugendamtes und den Mitarbeitern des Bereiches der „Flexiblen Hilfen“ des Campus Christophorus Jugendwerk in Breisach an seine Eltern und den Jugendlichen. Carlos sollte sich „Auf den Weg“ machen, auf den Pilgerweg nach Santiago de Compostela. Gemeinsam mit einem Betreuer, der extra für dieses Angebot gefunden wurde, sollte er die 730 Kilometer des Camino Frances von Saint Jean Pied de Port bis nach Santiago und dann weiter ans Kap Finisterre, weitere 90 Kilometer, laufen. Jörg, der Betreuer ist ein erfahrener Pilger, er ist diesen Weg schon mehrmals gelaufen.
15 Jahre und doch nicht das Ende! Carlos hat sich auf dieses Angebot eingelassen. Schon die Vorbereitung, das Studieren der Karten, die Geschichten von Jörg, der Einkauf von Kleidung, Schuhen und Rucksack waren interessant. Und Carlos hat sich eigene Ziele gesetzt. Die letzten inaktiven Jahre hatten Spuren hinterlassen, bei Kondition und Gewicht und so wollte er sich Kraft antrainieren und Speck wegtrainieren. Und dann wollte er in den langen Tagen des Gehens darüber nachdenken, wie er „danach“ weiter machen möchte. Er wollte sich mit Jörg und anderen Menschen, die ihm beim Pilgern begegnen, austauschen, wollte sich informieren über deren Wege und vielleicht beraten lassen, wie sie Krisen und eher schlechte Zeiten gemeistert hatten.
Carlos ist den ganzen Weg gelaufen, bei schlechtem und bei gutem Wetter, mal mit viel Begeisterung, manchmal eher qualvoll und mit letzter Kraft. Schon am ersten Tag lief er die erste Etappe über die Pyrenäen 12,5 Stunden durch. Der Rucksack wog ca. 8 Kilogramm und er sagte einmal, irgendwann war dieses „Teil“ ein Stück von ihm und keine Last mehr.
Carlos nutzte fast täglich die Chance der Begegnung und des Gesprächs. Jörg und er wurden ein richtiges Team und bei einem Zwischenstopp in Foncebadon, im Europäischen Haus der Begegnung, der für ein Hilfeplangespräch genutzt wurde, konnte man sich davon überzeugen, dass eine intensive und sehr konstruktive Beziehung zwischen den beiden gewachsen war. Carlos hat viele Kilogramm „auf dem Weg“ gelassen und beeindruckend war, wie er seine Umwelt, ganz besonders die Natur, voller Genuss wahrnahm. Er konnte minutenlang seinen Blick begeistert am Horizont schweifen lassen und sich über die Farben der Sträucher, Blumen und Bäume erfreuen. Er erzählte von gesunder Ernährung und genoss den gegrillten Fisch am Abend. Und er hatte Freunde, Mitpilger gefunden, die ihn auf dem Weg begleiten und das Gefühl gaben, nicht alleine zu sein und Hilfe zu bekommen, dann wenn er sie braucht.
Ganz besonders beeindruckend aber war sein „eigener Weg“ zum Cruz de ferro, einem sehr mystischem Ort in der Nähe von Foncebadon, an dem der Pilger schon viele hundert Jahre lang einen Stein, den er von zu Hause mitträgt, als Symbol seiner Sorgen und Lebenslast ablegt. Auch Carlos hatte einen solchen Stein mitgenommen. Jörg hatte ihm davon erzählt.
Er ging am Abend des Pausentages, kurz vor dem Sonnenuntergang, ganz alleine mit seinen Sorgen zu diesem Eisenkreuz. Er hat seinen Stein abgelegt, ein wertvolles und wichtiges Symbol für ihn, und er kam schweigend und zufrieden in der Dämmerung zurück - geschafft und heilend.
Carlos ist voller Stolz in Santiago und danach am Kap Finisterre angekommen. Stolz zeigt er seine Pilgerurkunde und lehnt entspannt am Kap an einem Wegzeichen. Er konnte während dieser 32 Pilgertage in 28 Etappen eine große Metamorphose erleben, sich selbst aus einem ganz neuen Blickwinkel voller Kraft und Energie neu kennen und schätzen lernen, selbst wirksam werden. Er konnte eine Beziehung eingehen und er hat den Einstieg in ein Leben voller Teilhabe gewagt und bis dahin mit Bravour bewältigt.
Nach den Sommerferien wird er in eine Schule gehen, die ganz besondere Rücksicht auf seine künstlerischen Fähigkeiten nimmt. Jörg wird ihn weiter auf seinem Weg in die Selbständigkeit begleiten und auch weiter, wie auf dem Camino, ein wertvoller Motivator und wohlwollende Stütze sein.
Gemeinsame Erfahrungen schweißen zusammen. Carlos ist am Ziel angekommen, seinem Ziel, das für ihn einen neuen Anfang bedeutet.
 

UNSERE FOTOS

 
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