„In Bewegung sein“ ist ein Grundprinzip der Wohngruppe IMPULS. Der Jakobsweg von Rheine ausgehend in südwestlicher Richtung bis Santiago de Compostela bot der Wohngruppe seit 2009 schon reichlich Gelegenheit, dieses Grundprinzip zu leben.
Auch in Litauen war die Wohngruppe IMPULS schon viel in Bewegung. Die Rheinenser Städtepartnerschaft zur litauischen Stadt Trakai und die Partnereinrichtung im litauischen Lentvaris gaben dazu immer wieder Anlass.
Das Pilger-Projekt des BvKE war eine Steilvorlage für fünf Jugendliche und drei Erwachsene des Teams der Wohngruppe zur religionssensiblen Spurensuche auf dem Jakobsweg in östlicher Richtung. Das Internet gab schnell Auskunft, dass Kretinga im Norden Litauens der östliche Startpunkt des pommerschen Jakobswegs ist. Diesen Ort über 4000 km östlich von Santiago de Compostela wollten wir sehen!
Dass es keine Pilgerreise im klassischen Sinne sein würde, war klar. Die Zusammensetzung der Gruppe bot Herausforderungen in mancherlei Hinsicht:
• ein vertrautes Umfeld für acht Tage und Nächte mit eher Unvertrauten verlassen;
• 5000 Autokilometer = Zusammensein auf engstem Raum;
• sich einstellen auf unbekannte Übernachtungsorte und viele nicht planbare Situationen.
Konflikte waren abzusehen und erforderten während der ersten Hälfte der Tour harte Auseinandersetzungen und reichlich Lösungsstrategien. Da konnte eine kurz geplante Rast schon mal eine Stunde dauern, bis sich „Wogen wieder glätteten“. Auch einer einstündigen Krisenintervention mit einer Teilgruppe bei -5 Grad spätabends auf einem verlassenen Firmenparkplatz bedurfte es, damit Respekt und Toleranz Einzug halten konnten.
Beim „Pilgern der anderen Art“ legte die Gruppe Teilstrecken bei Palanga zwischen Kretinga und Klaipeda sowie am Berg der Kreuze bei Siauliai zurück. Besondere Momente waren
- eine Stunde am sonnig-kalten Ostseestrand bei (bei 5°C) – Gelegenheit, mit der Gruppe und doch für sich mitten in der Weite zu sein;
- eine Stunde inmitten von über 100.000 Kreuzen am Berg der Kreuze zu sein, die dort über viele Jahre von vielen Menschen aufgestellt und abgelegt wurden;
- der Besuch der katholischen Kirche von Kretinga, in der viele Pilger seit vielen Jahren beteten und Gott in einer großen Zahl von Symbolen insbesondere für die Heilung körperlicher Leiden danken.
Pilgern in Litauen begann und endete auch für uns vor der eigenen Haustür – acht Menschen mit ihren unterschiedlichen Geschichten – ein Bulli als „Weggefährt“. Besonders eindrucksvoll waren: Die Gastfreundschaft der Franziskaner mit mitternächtlichem Reisesegen in Berlin-Pankow / der starke Verkehr bis zur litauischen Grenze / immer wieder Mc Donald’s als vertrauter Ort / die litauischen Orte Lentvaris, Trakai, Klaipeda, Kretinga, Kaunas und Vilnius mit ihren religiösen Spuren / der Berg der Kreuze / der Ostsseestrand bei frostigem Ostwind und der erste Schnee am 25. Oktober…