Wieder ein Stück weiterkommen. Den Weg nach Santiago immer im Blick. Die Anfahrt wird länger, aber das ist kein Problem. Packen wird immer mehr zur Routine. Wir brauchen nicht viel. Gepäck ist nur eine Last. Gute Schuhe sind ein Segen. Wir möchten noch mehr Erfahrungen sammeln und wissen wie der Weg weitergeht. Jedes Jahr kurz vor der Abfahrt steckt die Euphorie der Kinder und Jugendlichen einen an. Viele sind schon seit Jahren dabei und tragen die Idee einmal von Bonn nach Santiago mit. Viele gute Gespräche über Erlebtes auf dem Camino werden beim Packen wieder geweckt oder schon an neue Kinder und Jugendliche weitergegeben. Unsicherheiten und Ängste werden durch Erfahrungsberichte vertrieben.
Und dann geht es los: 12 Stunden Anreise nach Figeac. Auf der Autobahn werden Veränderungen wahrgenommen. Die Häuser verändern sich. Schilder sehen anders aus. Eine fremde Sprache. Die Kinder verstehen kein Wort und vertrauen auf die Unterstützung der Pädagogen.
Am Folgetag geht es los. Es ist morgens bitterkalt und das Atmen ist anstrengend. Alles ist noch nass, aber die Sonne kämpft sich zu uns durch. Mit einem täglichen kurzen Impuls, Gebet und Lied pilgern die Kinder und Jugendlichen los. Es wird viel geredet. Die Pandemie hinterlässt Spuren. Die Freude über die Gemeinschaft aus mehreren Gruppen wird spürbar.
Die ersten Tage sind schnell geschafft. Es wird ruhiger in der Gruppe. Die Blicke verändern sich. Die Kinder fangen an die vielen kleinen Steine unter den Füßen zu spüren. Sie sehen sich untereinander. Wem macht der Weg zu schaffen? Die unerfahrenen Pilger werden unterstützt. Was hilft? Die Unerfahrenheit wird durch Gespräche genommen. Mit Ablenkung vergeht die Zeit wie im Flug und die Kilometer auch. Jeden Tag schaffen es alle bis zum Tagesziel: eine Pilgerherberge. Immer wieder werden unsere Pilger herzlich empfangen. Es findet nicht nur ein Austausch mit den Herbergsbesitzern statt. Auf dem Weg werden wir auch angesprochen, denn andere möchten mehr über unsere Gruppe wissen. Die Anerkennung für das Durchhaltevermögen der Kinder und Jugendlichen ist groß.
Wichtig sind immer ein gutes Bett und ein ordentliches Essen am Abend. Die Küche ist oft eine andere als zu Hause. Es wird viel probiert. Nach einem langen Tag ist der Hunger schon mal grenzenlos. Dann wird ein Baguette schnell zum Festschmaus. Wir sind offen für viele neue Gerichte aus der französischen Küche. Aber die vielen Köstlichkeiten lassen die Anstrengungen schnell vergessen und eine erholsame Nacht lindert die schmerzenden Blasen an den Füßen.
Die Tage werden gefühlt immer länger und die Kräfte lassen nach. Schon mittags scheint der Körper nicht mehr zu wollen. Was hilft? Ein Pool oder ein Fußballfeld nach einer Etappe. Jeder entspannt anders.
Die letzten Tage verlaufen wie in einem Wachtraum. Die Füße tun einfach immer weh, zum Glück halten die Pflaster. Die Sonne begleitet uns. Der Weg ist mal mehr und mal weniger abwechslungsreich. Viele Tiere am Wegesrand. Gemüse und Obst wird unterwegs gepflückt und meist direkt verputzt. Es wird vieles zur Routine. Wenn man aufbricht, kommt man auch an.
Die Pilgerreise ist vorbei und was bleibt bei unseren jungen Pilgern? Die Pilgermuscheln auf dem Weg, vielfältige Erlebnisse, dass ein oder andere gemütliche Bett, wertvolle Begegnungen, die Stärke und Hilfsbereitschaft einer Gruppe und dass der Glaube an einen selbst Berge versetzen kann.